Kinder- und Jugendmedizin 2014; 14(05): 306-316
DOI: 10.1055/s-0038-1629228
Sprachstörungen
Schattauer GmbH

Sprachtherapeutische Intervention bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen

Intervention for children with developmental language disorders
C. Kauschke
1   Philipps-Universität Marburg, Institut für Germanistische Sprachwissenschaft
,
U. de Langen-Müller
2   Passauer Wolf Reha-Zentrum Bad Griesbach, Sprachtherapeutische Ambulanz
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Publication History

Eingereicht am: 27 March 2014

angenommen am: 02 April 2014

Publication Date:
31 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Wird bei einem Kind mit einer Störung im Sprech- oder Spracherwerb eine sprachtherapeutische Intervention verordnet, muss der Arzt voraussetzen können, dass die Maßnahme adäquat durchgeführt wird und im Einzel-fall nützlich ist. Der vorliegende Beitrag klassifiziert publizierte Therapieansätze, die im deutschsprachigen Raum insbesondere für umschriebene Sprachentwicklungsstörungen vorgeschlagen wurden. Unterschieden werden eltern- vs. kindzentrierte Ansätze sowie ganzheitliche Therapieformen, die zur Verbesserung der Sprache auf kognitive Funktionen und Handlungsfähigkeit abzielen, vs. sprachspezifische Ansätze, die das sprachliche Regelsystem direkt fokussieren. Unter den sprachspezifischen Ansätzen weisen der patholinguistische, der entwicklungsproximale und der kontextoptimierte Ansatz theoretische und methodische Gemeinsamkeiten auf: Das entwicklungsorientierte, störungsspezifische und inputstrukturierende Vorgehen soll ein Fortschreiten des Spracherwerbs auslösen. Wirksamkeitsnachweise zeigen, dass die Sprachtherapiewissenschaft etliche Erfordernisse der evidenzbasierten Praxis erfüllt und die anstehenden inhaltlichen und methodischen Forschungsaufgaben konkret benennt.

Summary

An overview of approaches to language intervention for children with developmental language disorders is presented, with a focus on specific language impairment. The framework, content, aims and techniques of recognized intervention approaches in Germany are classified. We distinguish parent-based from child-based forms of intervention. Language-specific approaches that focus on linguistic abilities in the domains of phonology, lexicon, or grammar are then distinguished from holistic approaches that aim to promote language abilities by enhancing non-linguistic skills. Language-specific interventions aim at stimulating the internal process of language development, they are characterized by an explicit developmental orientation, they concentrate on linguistic symptoms, and they provide the most optimal input for the child. Efficacy studies comprising reviews, group studies, and single case studies suggest that different forms of language intervention can be effective. Recently, evidence-based practice in language intervention in Germany has progressed, but future research is necessary to answer many open questions, such as aspects of maintenance, participation, and dosage.